"Pro Jahr ermöglichen wir Finanzierungen für rund 15 Startups"

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Stefan Kyora

14.02.2022
Lukas Reinhardt, Head Growth Advisory UBS

In den letzten Jahren sind über 300 Millionen Franken aus der Investorenvermittlung durch UBS und als Wachstumskredite von UBS an Schweizer Startups geflossen. Wir haben uns mit Lukas Reinhardt, Head Growth Advisory UBS, darüber unterhalten, welche Jungunternehmen im Fokus sind, wer die Investoren sind und wie der Prozess abläuft.

Herr Reinhardt, 2021 hat die Finanzierungstätigkeit von Schweizer Startups nochmals stark zugenommen. Wie sah es bei UBS aus?

2021 war auch für uns ein sehr aktives Jahr. Wir haben an rund 15 Jungunternehmen Eigenkapitalinvestoren vermittelt oder an sie Kredite vergeben. Hinzu kommen einige weitere Cases, die sich noch in der Pipeline befinden.

15 Finanzierungen für Wachstumsunternehmen pro Jahr ist für die Schweiz eine beachtliche Zahl. Wenn wir uns die Eigenkapital-Finanzierungen näher anschauen - wer sind die Investoren, die Sie und Ihr Team mit den Firmen zusammenbringen?

Zum grössten Teil handelt es sich um wohlhabende Privatkunden von UBS Wealth Management sowie Family Offices. Im Zugang zu diesen Investorengruppen sehen wir auch den USP eines grossen Wealth Managers wie UBS.

Nimmt das Interesse dieser Investorengruppen an Startups zu?

Wir haben auch schon in früheren Jahren eine grössere Zahl von Jungunternehmen erfolgreich an Investoren vermittelt. 2020, im ersten Pandemiejahr, lag die Zahl allerdings deutlich darunter. Demgegenüber hat das Interesse im vergangenen Jahr wieder klar angezogen.

Was sind die wichtigsten Anforderungen, die Startups mitbringen müssen, um für die UBS interessant zu sein?

Pro Jahr schauen wir uns über 400 potenzielle Cases an. Wenn es nicht weitergeht, liegt der Hauptgrund meistens darin, dass sich die Firmen in einer für uns zu frühen Phase befinden und noch keinen «proof of market» vorweisen können. Wir fokussieren uns klar auf Scale-ups, die in unserer Definition ungefähr eine Million Franken Jahresumsatz erreicht haben und dies bei einer gleichzeitig hohen Wachstumsrate.

Bedeutet die Anforderung in Sachen Umsatz, dass Life Sciences Startups nicht zum Angebot passen?

Nicht unbedingt. Die Anforderung an den Umsatz kann ausnahmsweise wegfallen, wenn es einen starken institutionellen Lead Investor mit guter Reputation, Track Record und dem nötigen Expertenwissen gibt, der die Due Diligence gemacht und die Transaktionsbedingungen inklusive Bewertung der Finanzierungsrunde verhandelt hat. So haben wir auch die Möglichkeit mit Life Science Unternehmen zusammenzuarbeiten, die aufgrund des langen Innovationszyklus noch keine kommerziellen Umsätze erwirtschaften können.

Worauf achten Sie beim Potenzial der Unternehmen und beim Team?

Letztlich suchen wir Cases, die ein international skalierbares Geschäftsmodell vorweisen können und in einem genügend grossen Markt agieren. Die Sektoren sind dabei zweitrangig, wichtig sind neben dem Wachstum, dem Marktpotential und dem Geschäftsmodell auch der Innovationsgrad, der Background und die Erfahrungen des Teams – also Management, Board, Berater - und eine überschaubare Konkurrenzsituation mit genug hohen Eintrittsbarrieren.

Die Anforderungen, die Sie stellen, sind typisch für Wachstumsrunden. Wie viel Geld fliesst typischerweise, wenn sich Investoren aus Ihrem Programm engagieren?

Wir engagieren uns  in der Regel bei Series A und Series B Runden in der Grössenordnung zwischen 5 und 15 in einzelnen Fällen auch bis zu 20 Millionen Franken. In den allermeisten Fällen wird ein Teil der Runde durch bestehende Investoren gezeichnet, UBS vermittelt zusätzliche neue Investoren für das Unternehmen.

Startups sind an Investoren interessiert, die neben Geld auch Know-how und Kontakte einbringen können. Achten Sie darauf beim Matchen von Unternehmen und Geldgebern?

Dies ergibt sich praktisch von selbst, da unsere Privatkunden sich in Branchen engagieren, in denen sie sich auskennen und daher im Normalfall über eigene, relevante unternehmerische Erfahrungen verfügen.

Besitzen die Investoren auch Erfahrungen in Sachen Unternehmensfinanzierung?

Ja. Teilweise im Bereich Venture Capital, noch häufiger aber als Private-Equity-Investoren. Es ist uns wichtig, dass die Geldgeber über diese nötige Erfahrung mit Direktbeteiligungen verfügen.

Können Sie damit auch den Lead in einer Finanzierungsrunde übernehmen?

Ja, das kommt vor. Einige Startups, die wir vermitteln, haben bereits Leadinvestoren, andere nicht. Beides ist grundsätzlich möglich.

Bevor Startups von Ihnen mit potenziellen Investoren zusammengebracht werden, müssen sie sich mit einem Pitchdeck bewerben. Worauf legen Sie bei der Beurteilung wert?

Je kompletter das Deck ist und je mehr und aktuellere Daten das Unternehmen zur Verfügung stellt, desto schneller geht der Prozess auch voran. Wenn wir das Startup interessant finden, laden wir es zu einem Gespräch ein und schauen uns zudem weitere relevante Informationen zum Unternehmen an. Erst danach gehen wir gezielt auf potenzielle Investoren zu und organisieren anschliessend ein individuelles Treffen mit dem Scale-up. Das konkrete weitere Vorgehen in der Due Diligence ist dann dem Investor und Unternehmen überlassen.

Kommen nur Unternehmen in Frage, die Kunden der UBS sind?

Ja, eine Geschäftsbeziehung mit UBS muss bestehen, respektive eröffnet werden.

Stichwort UBS. Welche weiteren Angebote sind interessant für Startups?

Neben der Vermittlungstätigkeit vergeben wir Wachstumskredite zum Beispiel im Rahmen der «SEF.Growth»-Initiative des Swiss Economic Forum. Hinzu kommen Kredite, die vom Technologiefonds garantiert oder von der Schweizerischen Exportförderung SERV gesichert sind. Daneben offerieren wir eine grosse Anzahl von für Startups relevante Corporate Banking Produkte und nicht zuletzt vergünstigte Konditionen bei Geschäfts- und Kapitalerhöhungskonti im Rahmen von UBS Start Business.

Lukas Reinhardt ist Head UBS Growth Advisory. Sein Team bietet Finanzierungslösungen für wachstumsstarke Scale-ups. Weitere Informationen auf der Webseite von UBS Growth Advisory.

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