Firmengründungen: Das Millionengeschäft

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12.08.2015

Eine einfache Gründung einer Aktiengesellschaft kostet bis zu 2000 Franken. Die Marktleader setzen mit den Firmengründern Millionen um.

Jährlich werden in der Schweiz um die 40‘000 neue Firmen im Handelsregister eingetragen. Damit wird hierzulande gesamthaft ein satter zweistelliger, wenn nicht dreistelliger Millionenbetrag umgesetzt. Und zwar schon, wenn es um eine ganz einfache Gründungen geht: Bareinlage des Aktienkapitals, keine Zusatzleistungen wie Aktienbindungsvertrag oder andere Verträge und Beratungen.

Ein Geschäft, wie gemacht fürs Internet. Das hat Othmar Schmid aus Feldbrunnen-St. Niklausen schon 2001 erkannt und bietet seither unter netnotar.ch Online-Firmengründungen an. Auch der Bund hat früh auf die Beratung von potenziellen Firmengründern über ein Online-Portal gesetzt und bietet seit über einem Jahrzehnt unter startbiz.ch einen Gründungschalter an. Dort kann die Firmengründung detailliert vorbereitet werden, kostenlos. Der eigentliche Gründungsakt der GmbH oder AG erfolgt dann bei einem Notar. Knapp 35‘000 Firmengründungen wurden seit 2004 über startbiz.ch gemacht.

Im grossen Stil ins Business stieg 2005 der Winterthurer Unternehmer Michele Blasucci ein und lancierte die Plattform startups.ch. Er bietet auch Kurse an sowie weitere Dienstleistungen wie Beratung und Coaching. Unter der Bezeichnung Swiss Startups Awards vergibt Blasucci zudem gemeinsam mit den Partnern Postfinance, AXPO und AXA-Winterthur jeweils im Herbst vier Awards mit einem Preisgeld von je 50‘000 Franken.

Konkurrenz erhielt der Winterthurer im Jahre 2011, als das Institut für Jungunternehmen IFJ von Beat Schillig ebenfalls eine Plattform für Online-Gründungen aufbaute. Schillig ist ein Schwergewicht in der Schweizer Startup-Szene. Aktiv schon seit Mitte der neunziger Jahre führte er über fast ein Jahrzehnt das Sensibilisierungsprogramm für Hochschulabsolventen der Kommission für Technologie und Innovation KTI. Er ist als Business-Angel aktiv und leitet die Initiative Venture Kick, die clevere Hochschulprojekte mit bis zu 130‘000 Franken unterstützt.

Bei beiden Marktleadern lässt sich praktisch zum Nulltarif eine Firma gründen. Dafür arbeiten die Gründungs-Plattformen mit Partnern zusammen: Versicherungen, Finanzdienstleister und etwa Anbieter von Firmen-Software. Diese Zusammenarbeit bringt der Swisscom, Postfinance, Sage, Abacus AXA-Winterthur und etwa der Mobiliar neue Kunden, das diese honorieren: durch Kickbacks an die Plattformen selber, durch Beiträge an die Kosten der einzelnen Gründungen, durch die Abgabe von Gutscheinen oder von Bargeld-Gutschriften bei Eröffnung eines Kontos

Und der Markt floriert. Das ist in den Geschäftsberichten der an der Winterthurer Nexus Gruppe nachzulesen, deren Aktien ausserbörslich bei der Berner Kantonalbank auf der Plattform OTC-X gehandelt werden. startups.ch ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Nexus. Zur Firmengruppe, die im ersten Halbjahr ihren Umsatz um 20 Prozent steigern konnte, gehören neben startups.ch der Online-Treuhänder Findea, die auf juristische Online-Applikationen spezialisierte Websoft AG und die Startups-Kopie LanzateSolo.cl in Chile.

Noch weist die Unternehmens-Gruppe rote Zahlen aus. Gemäss einem Bericht von schweizeraktien.net glaubt Mehrheitsaktionär Michele Blasucci, dass Nexus bis Ende Jahr „eine schwarze Null“ schreiben kann. Dazu soll nicht zuletzt auch startups.ch  helfen, die wichtigste Beteiligung von Nexus. Mit einer Steigerung von 12 Prozent wies diese Tochtergesellschaft im ersten Halbjahr einen Umsatz von 2.3 Mio. CHF. aus. Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres 965 Firmen über diese Online-Plattform gegründet. Das Ziel für 2015: 2000 Gründungen und ein Umsatz von 4.5 Mio. Das Wachstum soll also bei startups.ch weiter gehen, aber „mit geringeren Wachstumsraten aufgrund zunehmender Konkurrenz“.

cn/startupticker.ch

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