Abschaffung des Mindestkurses beeinträchtigt Vorzeigebranchen

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15.01.2015

Eine Sonderumfrage der KOF zeigt, dass bei einer Aufhebung des Mindestkurses die Umsätze des Maschinenbaus, der Automobilzulieferer, der Chemie und Pharmaindustrie, der Hotellerie sowie des Textilgewerbes besonders betroffen sind.

Die Einführung des Mindestkurses durch die SNB im September 2011 war als eine temporäre Massnahme intendiert, die sich gegen eine übermässige, durch Safe Haven Flows getriebene, Aufwertung richtete. Somit war die Aufhebung des Mindestkurses nur eine Frage der Zeit. So wie viele, ist auch die KOF vom Zeitpunkt der Aufhebung überrascht worden. Die jetzt eingetretene deutliche Aufwertung des Frankens gegenüber dem Dollar und dem Euro wird nicht nur die Konjunktur belasten, sondern auch die Inflation wieder deutlich in den negativen Bereich sinken lassen.

Sonderumfrage zu den Auswirkungen der Aufhebung des Mindestkurses
Im Sommer 2012 führte die KOF eine Umfrage in der Industrie, in der Bauwirtschaft und den Dienstleistungsunternehmen zu einer möglichen Aufhebung der Wechselkursuntergrenze durch. Gefragt wurde nach den Auswirkungen einer Aufwertung des Wechselkurses von 1.20 auf 1.10 Franken pro Euro.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Industriefirmen in Folge der Aufhebung der Untergrenze deutlich stärker fallende nominale Umsätze erwarten als die Dienstleister und Bauunternehmen. Grund hierfür ist der relativ hohe Exportanteil der befragten Industrieunternehmen in den Euroraum von durchschnittlich 36%. Innerhalb von sechs Monaten könnten die Umsätze im Industriesektor um 3.4% sinken, innerhalb von 18 Monaten um 4.2%. Die Dienstleister (Exportanteil Euroraum: 7.2%) erwarteten einen Rückgang innerhalb von 6 Monaten um 1.7% und binnen 18 Monaten um 2.2%. Die Umsätze des Bausektors (Exportanteil Euroraum: 2.2%) dürften sich nur geringfügig verringern: innerhalb von 6 Monaten um 0.4%, innerhalb von 18 Monaten um 0.8%. Aufgrund der Umfrageergebnisse ist zu erwarten, dass der Maschinenbau, die Automobilzulieferer, die Chemie und Pharmaindustrie, die Hotellerie sowie die Textilbranche besonders von der Aufhebung des Mindestkurses betroffen sind.

Während die Umsätze aufgrund der Aufhebung der Wechselkursuntergrenze deutlich zurückgehen dürften, kann eine Aufwertung des Wechselkurses aber auch kostensenkende Effekte für die Unternehmen haben. Dies geschieht über günstigere Importpreise aus dem Euroraum. So profitiert die umsatzmässig stark betroffene Industrie aufgrund eines hohen Importanteils aus dem Euroraum bei den an der Umfrage beteiligten Unternehmen von 29% am stärksten von sinkenden Kosten. Die Kosten der Industriefirmen könnten innerhalb von 6 Monaten um durchschnittlich 1.3% sinken, innerhalb von 18 Monaten um 1.8%.

Aufgrund des geringeren Importanteils an Vorleistungen aus dem Euroraum bei den Dienstleistern (15%) und dem Bau (6%) können diese ihre Kosten deutlich weniger stark senken. Im Dienstleistungssektor sinken die Kosten laut Umfrage um 0.7% innerhalb von 6 Monaten und um 1% innerhalb von 18 Monaten. Der Bau wird geringfügig durch Kostensenkungen entlastet, innerhalb von 6 Monaten könnten die Kosten um durchschnittlich 0.2% sinken und innerhalb von 18 Monaten um 0.5%. Kosten aufgrund günstigerer Importe erwarten gemäss der Umfrage Maschinenbauer und Automobilzulieferer, Firmen der Metallerzeugung sowie Textilfirmen.

Weitere Berechnungen der KOF ergeben, dass bei einem Wechselkurs von 1.10 Franken/Euro die Wachstumsrate der Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr unter einem Prozent und die Inflation wieder klar in den negativen Bereich fallen werden.

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